Der Klimawandel macht sich auch bei uns in der Rheinebene jedes Jahr stärker bemerkbar. Die Wasserknappheit wird gerade hier immer deutlicher spürbar. In der freien Landschaft sind Wildblumen und Schmetterlinge kaum noch zu sehen. Es drängt sich die Frage auf, was der Einzelne tun kann, um einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Erhöhung der Artenvielfalt zu leisten? Die Antwort darauf, die zudem auch noch Freude macht, ist der naturnahe Garten.
Wildpflanzen, die sich an trockene Lebensräume angepasst haben, kommen mit sehr wenig Wasser aus und mit jeder neuen Pflanze ziehen viele neue Tierarten, insbesondere Insekten, in den Garten ein. In so einem naturnahen Garten darf Vieles einfach so bleiben und Vieles, was in einem konventionellen Garten mühsam und zeitraubend ist, muss gar nicht mehr sein. So zum Beispiel entfällt das regelmäßige Rasen mähen oder Hecken schneiden. Geht so was? Ja, Voraussetzung ist aber eine gute Planung sowie ein Umdenken zum Aussehen des eigenen Gartens. Es darf eben auch bunt, lebendig und etwas wild sein! Dann finden sich nach und nach viele einheimische Tierarten ein und es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken.
Um hierzu einen hilfreichen Anstoß zu geben, lud der NABU Schwetzingen und Umgebung zu einem Vortrag der Landschaftsgärtnerin Michaela Senk ein. Sie ist Expertin für naturnahe Gärten und hat auf Ihre Fragen sicher eine Antwort. Sie hat mit vielen praktischen Tipps Wege zu einem naturnahen Garten aufgezeigt. Zahlreiche Fotos veranschaulichten, wie vielfältig und individuell ein solcher Garten aussehen kann.
Der NABU-Schwetzingen und Umgebung bot in Absprache mit der Expertin Frau Senk eine kleine Auswahl Wildpflanzen an, die direkt gegen eine kleine Spende mitgenommen werden konnten.
Ein Wildstaudenbeet anlegen.Eine Anleitung dazu finden sie hier.
Einen Sandgarten anlegen.Eine praktische Anleitung finden sie hier.
Eine Wiese anlegen.Ein Video dazu finden sie hier.
Wiese anlegen Video: https://www.youtube.com/watch?v=bUOJgvtKAhI&t=10s
Es gibt heutzutage ein reichhaltiges und zuverlässiges Angebot ökologisch erzeugter Sämereien und Pflanzen einheimischer Wildarten, sowie seltener alter Obst- und Gemüse Sorten. Im Gartenmarkt um die Ecke wird man aber meist vergeblich danach suchen. Hier deshalb eine Auswahl von Produzenten und Versendern.
Baumschule Ahornblatt, Postfach 11 25, 55001 Mainz, www.ahornblatt-garten.de. Heimische Gehölzarten, alte Obstsorten und Rosenarten
Bingenheimer Saatgut AG Kronstraße 24, 61209 Echzell, www.oekosaatgut.de.
Bioland-Versandgärtnerei Strickler, Lochgasse 1, 55232 Alzey, , www.gaertnerei-strickler.de Großes Staudensortiment, Wildblumensamen, Schaugarten
Bio-Saatgut, Gaby Krautkrämer, Eulengasse 2, 55288 Armsheim, www.bio-saatgut.de.
Mehr als 900 Sorten Gemüse-, Blumen- und Kräuter-Raritäten.
Blauetikett-Bornträger, 67591 Offstein, www.blauetikett.de.
Öko-Sämereien, Topfpflanzen bis hin zu Sträuchern und Obstbäumen.
Blumenschule Schongau, Augsburger Straße 62, 86956 Schongau, www.blumenschule.de.
Culinaris www.culinaris-saatgut.de. Gemüse- Kräuter und Blumensamen aus ökologischer Erzeugung
Die Kräuterei, Bioland, Alexanderstraße 29, 26121 Oldenburg, www.kraeuterei.de
Hof Berggarten, Lindenweg 17, 79737 Herrischried, , www.hof-berggarten.de. Samen, Zwiebeln, Kräuter, Wildstauden.
Hof Jeebel www.biogartenversand.de. Obst, Gemüse und Kräuterpflanzen aus ökologischer Erzeugung
Lebensinseln www.lebensinseln-shop.de. Wildblumensamen auch Kleinmengen, Wildstauden
und Gehölze
natura-samen, Pestalozzistraße 41, 97688 Bad Kissingen, www.natura-samen.de.
Samen und Samenmischungen ausschließlich heimischer Pflanzenarten.
Rieger-Hofmann GmbH, In den Wildblumen 7, 74572 Blaufelden-Raboldshausen, www.rieger-hofmann.de. Samen und Samenmischungen ausschließlich heimischer
Pflanzen aus gesicherten autochthonen Herkünften.
Saatgutinitiative Kaiserstühler Garten: www.samenfest.de
Staudengärtnerei Dieter Gaissmayer Jungviehweide 3, 89257 Illertissen, www.staudengaissmayer.de. Staudengärtnerei mit sehr breitem Sortiment, mit einem Schwerpunkt auf
Kräutern.
Syringa-Samen, Bachstraße 7, 78247 Hilzingen, www.syringa-samen.de. Breites Spektrum, auch Duftpflanzen und heimische
Wiesenblumen-Saatmischungen.
Hinweis: Gerade bei Kleinbestellungen können Bearbeitungsgebühren und Porto überproportional zu Buche schlagen. Bitte deshalb bei allen Anbietern immer genau die Versandbedingungen
prüfen.
Der NABU startet eine „Torffrei Gärtnern“-Aktion und ruft die Bevölkerung dazu auf, nur noch torffreie Erde und regionalen Kompost zu verwenden. Mehr als 100 Gemeinschaftsgarten-Projekte in ganz Deutschland machen bereits mit. Moore gehören zu den am stärksten gefährdetsten Ökosystemen Deutschlands. 95 Prozent der noch vor wenigen Jahrhunderten bestehenden Moorflächen wurden bereits entwässert und gelten als „tot“. Zehn Millionen Kubikmeter Torf werden allein in Deutschland jedes Jahr für den Gartenbau verbraucht. Zwei Drittel davon kommen im Erwerbsgartenbau zum Einsatz, der Rest bei Hobbygärtnern. So tragen viele oft unwissend dazu bei, dass unersetzliche Moorlandschaften verloren gehen. Nicht nur für die Artenvielfalt, auch für uns Menschen hat der Verlust von Mooren erhebliche Folgen. Moore speichern doppelt so viel CO2 wie alle Wälder weltweit zusammen. Zurzeit steigt auch in der Metropolregion Rhein-Neckar wieder die Nachfrage nach Blumenerde. Doch vielen Hobbygärtnern ist nicht bewusst, dass sich in den Plastiksäcken mit der Aufschrift „Erde“ größtenteils Torf befindet – der Stoff, aus dem Moore bestehen. „Durch die Torfnutzung entweichen in kurzer Zeit große Mengen klimaschädlicher Gase, was den Treibhauseffekt verstärkt – mit fatalen Folgen für Menschen, Natur und unser Klima“, warnt der NABU. „Dagegen wollen wir mit dieser Aktion ein Zeichen setzen und andere Hobby-Gärtner ermuntern, unserem Beispiel zu folgen.“
Mittlerweile ist im Handel nicht nur Blumenerde mit stark reduziertem Torfanteil erhältlich, alle namhaften Hersteller bieten auch komplett torffreie Produkte an. Aufpassen muss man bei der Aufschrift „Bioerde“, denn hier kann noch ein sehr großer Anteil Torf enthalten sein.
Kleingarten-Vereine und Gemeinschaftsgarten-Projekte, die ebenfalls an der Aktion teilnehmen möchten, melden sich gerne bei torffrei@NABU.de. Hinweise und Tipps finden Sie unter www.NABU.de/torffrei. Dort gibt es auch eine Deutschland-Karte, auf der alle Teilnehmer der Aktion verzeichnet sind und vorgestellt werden: www.NABU.de/torffrei-gaertnern
Wer im Sommer im Garten oder auf dem Balkon die Sonne genießen und dabei eine Süßspeise essen möchte, wird meist nach kurzer Zeit von Wespen umschwirrt. Jetzt gilt es, nicht in Panik zu verfallen und Ruhe zu bewahren. „Wespen stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen“. Heftige Bewegungen sollten deshalb vermieden werden.
„Nur zwei unserer heimischen Wespenarten, die Deutsche und die Gemeine Wespe, stehen auf Süßspeisen sowie Fleisch und Wurst“. Dadurch haben aber auch die anderen Arten einen schlechten Ruf erlangt, sodass deren Nester häufig „vorsorglich“ entfernt werden. Insbesondere Hobbygärtner sollten allerdings bedenken, dass Wespen und Hornissen ihre Brut mit Insekten und deren Larven füttern und deshalb eine wichtige Rolle im Naturhaushalt spielen.
„Auch die Hautflügler haben immer mehr Probleme, geeignete Nistmöglichkeiten zu finden“. Wenn die Tiere Gebäude als Ersatzlebensraum nutzen sind jedoch oftmals Konflikte mit dem Menschen vorprogrammiert. Stiche von Bienen, Wespen und Hornissen lassen sich zwar nicht komplett vermeiden, aber es gibt einige Möglichkeiten, das Risiko eines Stichs zu verringern.
„Süße Speisen sollten im Freien immer abgedeckt und dort nicht über längere Zeit stehen gelassen werden“, Um die Tiere von sich selbst und dem Kuchen abzulenken, kann eine Schale mit etwas verdünntem Honig abseits vom gedeckten Gartentisch aufgestellt werden. Der süßliche Geruch des Honigs lenkt die Tiere ab.
Mehr Tipps im Umgang mit den Hautflüglern und anderen Tieren gibt es in der NABU-Broschüre „Trotz Zecke, Wespe, Fuchsbandwurm – Unbeschwert Natur genießen“. Sie kann für 3 Euro plus Versandkosten, im Paket mit einer Zeckenkarte für 5 Euro plus Versandkosten beim NABU bestellt werden: NABU Baden-Württemberg, Tübinger Str. 15, 70178 Stuttgart, Tel. 0711-966 72 12 oder Service@NABU-BW.de.
Aktuelle Info hier (externe Seite des NABU Bundesverbandes).
Aufgrund des Schutzstatus von Hornissen und einigen Wespen ist die Entfernung und Umsiedlung nur Fachpersonen gestattet. Auskünfte über den nächsten Hornissen- und Wespenbeauftragten des Rhein-Neckar-Kreises erteilt die untere Naturschutzbehörde unter +49 (0)6221 / 5225300 (Zentrale). Dort können sich auch Interessenten für diese Aufgabe melden.
Schwetzingen. Bäume und Gehölze dürfen nach dem Naturschutzgesetz zwischen dem 01. März und 30. September grundsätzlich nicht gefällt werden. Davon abweichend sind Form- und Pflegeschnitte erlaubt. Hecken und Gebüsche dürfen in dieser Zeit allerdings nicht komplett zurückgeschnitten werden. Sonderfälle sind die Baumschutzsatzungen, die es bereits in vielen Städten und Gemeinden gibt. Wer hinsichtlich der Rechtslage unsicher ist, fragt am besten bei der Stadtverwaltung nach.
Wolle man aber etwas für den Natur- und Artenschutz tun, solle man Heckenschere und Motorsäge in jedem Fall möglichst zurückhaltend einsetzen. Denn Bäume, Hecken und Gebüsche bieten vielen Tieren ein sicheres Zuhause.
Hat ein Baum zum Beispiel Höhlen, wohnen darin häufig Fledermäuse, Vögel oder andere Tiere. „Was viele nicht wissen: Einen etwa von Fledermäusen bewohnten Baum darf man zu keiner Jahreszeit einfach so fällen. Denn Fortpflanzungs- und Ruhestätten besonders geschützter Arten sind genau wie die Lebewesen selbst geschützt. Das heißt, dass zum Beispiel Baumhöhlen mit Fledermausquartieren nicht zerstört werden dürfen. Sollen Bäume mit solchen potenziellen Quartieren gefällt werden, müssen Fachleute vorher festgestellt haben, dass diese nicht bewohnt sind. Besonderes Augenmerk gilt auch Bäumen oder Hecken mit Vogelnestern. Denn alle europäischen Vogelarten zählen zu den besonders geschützten Arten. Das Bundesnaturschutzgesetz verbietet es, deren Fortpflanzungs- oder Ruhestätten aus der Natur zu entnehmen oder zu beschädigen. Deshalb sollte man bei der Hecken- und Baumpflege insbesondere auf Vogelnester achten und größte Vorsicht walten lassen.
Redaktion: Dr. Gerhard Stelz